Interview mit Rebecca Aust

Rebecca Aust
Programmbüro des GKV-Bündnisses
für Gesundheit in Mecklenburg-Vorpommern

c/o IKK - Die Innovationskasse
Blücherstraße 27c
18055 Rostock

Können Sie uns am Anfang ein wenig zu Ihrer persönlichen Berufsbiografie erzählen und wie Sie nach M-V gekommen sind? 

In Mecklenburg-Vorpommern lebe ich bereits seit meiner Geburt. Aufgewachsen bin ich in Plau am See - einem kleinen Städtchen an der Mecklenburgischen Seenplatte. Bereits während meiner Schulzeit und dem anschließenden Freiwilligendienst in einem Krankenhaus haben mich medizinische Themen, wie z. B. die Endokrinologie oder die Geriatrie, interessiert. In Schwerin habe ich mein Fachabitur mit dem Schwerpunkt Pädagogik und Psychologie gemacht. Zuletzt habe ich in Neubrandenburg gelebt, um dort mein Studium zu absolvieren. Die Kombination aus dem Bachelorstudiengang Gesundheitswissenschaften und dem Masterstudiengang Management im Sozial- und Gesundheitswesen eröffnete mir viele Möglichkeiten. Im Rahmen des Bachelorstudiums kam ich erstmals fachlich-inhaltlich mit der Gesundheitsförderung und Prävention in Berührung und fand sofort Gefallen an der Thematik. Dies bestätigte sich durch Praxissemester und der mehrjährigen Werkstudententätigkeit bei einer bundesweit durchgeführten Gesundheitsstudie. Hier erhielt ich einen Praxiseinblick in die gesundheitlichen Problemlagen der Bevölkerung im Allgemeinen, aber auch in Bezug auf sozial und gesundheitlich benachteiligte Personen im Speziellen.

Wie können wir uns Ihr Arbeitsfeld bezogen auf unsere Thematik vorstellen und wo sind Sie in M-V verortet?

Ich bin also tatsächlich noch relativ frisch in dem Feld. Seit etwas mehr als 2 Jahren arbeite ich nun im Programmbüro des GKV-Bündnisses für Gesundheit als Ansprechpartnerin in Sachen lebensweltbezogener Gesundheitsförderung und Prävention für sozial und gesundheitlich benachteiligte Menschen. Hierzu zählen unter anderem Kinder aus sucht- und psychisch belasteten Familien. Das Programmbüro M-V vertritt die Interessen aller gesetzlichen Krankenkassen in M-V und ist bei der IKK – Die Innovationskasse am Standort Rostock verortet.

Was sind die Hauptanliegen/ Ziele der GKV in M-V bezogen auf die Zielgruppe der Kinder und Jugendlichen in belasteten Familien?

Auf die Zielgruppe setzt das GKV-Bündnis für Gesundheit, als gemeinsame Initiative aller gesetzlichen Krankenkassen im Bereich der lebensweltbezogenen Gesundheitsförderung und Prävention für vulnerable Zielgruppen, bundesweit ein besonderes Augenmerk. Im Jahr 2019 ist beispielsweise das sog. „Kommunale Förderprogramm“ gestartet, in dessen Rahmen – bezogen auf M-V - Landkreise und kreisfreie Städte Unterstützung und Beratung bei der Initiierung und Umsetzung gesundheitsförderlicher und präventiver Vorhaben für vulnerable Zielgruppen beantragen können. Um den Empfehlungen der Bundesebene Rechnung zu tragen, besteht dabei die Möglichkeit, den Fokus auf Kinder aus sucht- und/oder psychisch belasteten Familien zu richten. 

Wer gehört dabei zu Ihren Netzwerkpartner*innen konkret in M-V bzw. mit wem arbeiten Sie zusammen? 

Zu unseren Netzwerkpartner*innen gehören alle Träger der Landesrahmenvereinbarung zur Umsetzung der nationalen Präventionsstrategie – das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Gesundheit M-V sowie die Sozialversicherungsträger, aber auch die Landesvereinigung für Gesundheitsförderung mit der ebenfalls von der GKV getragenen Koordinierungsstelle Gesundheitliche Chancengleichheit, Projekt- und Einrichtungsträger und Kommunen. 

Welche Herausforderungen erleben Sie in Ihrem Arbeitsalltag dabei bezogen auf unser Bundesland?

Die Versäulung der Systeme sowohl intern als auch extern stellen eine enorme Herausforderung für die Arbeits- und Abstimmungsprozesse dar. Der Vernetzungswille in Bezug auf die Zielgruppe wird unter anderem im Rahmen der Landeskoordination für Kinder aus psychisch und/oder suchtbelasteten Familien und des Kommunalen Förderprogrammes deutlich, jedoch sind die Voraussetzungen für ressortübergreifendes Arbeiten noch nicht in ausreichendem Maße vorhanden. 

Eine weitere Herausforderung sind die weiten Wege und die fehlende Infrastruktur. Gesundheitsförderliche und präventive Angebote müssen für die Menschen in ihren Lebensräumen vor allem niedrigschwellig zugänglich und erreichbar sein.

Welche Ressourcen stellen Sie als GKV ganz konkret zur Verfügung?

Das GKV-Bündnis für Gesundheit stellt einerseits finanzielle Mittel in Form von Projektförderungen für Kommunen, Projekt- und Einrichtungsträger und/oder Lebensweltverantwortliche aber auch für den Aufbau gesundheitsförderlicher Steuerungsstrukturen in Kommunen zur Verfügung. Andererseits wird eine Beratung im Prozess der Entwicklung von der Projektidee bis zum Projektstart und darüber hinaus sowie Qualifizierungsformate angeboten. 

Darüber hinaus bieten auch die einzelnen Krankenkassen mit kassenindividuellen Angeboten Unterstützung im Bereich der Gesundheitsförderung und Prävention an, sowohl für Einzelpersonen als auch für Personengruppen in unterschiedlichen Settings, beispielsweise im betrieblichen Kontext.

Gibt es aus Ihrer Sicht gelungene Praxiserfahrungen aus Ihrem Arbeitsumfeld für die Zielgruppe der Landeskoordination?

Ja, die Landeskoordination ist meines Erachtens ein gelungenes Praxisbeispiel in M-V, da die Akteure, die hier zusammenarbeiten einen maßgeblichen Einfluss auf die gesundheitsförderliche Veränderung der Rahmenbedingungen für betroffene Kinder haben. Wir nennen das Verhältnisprävention. 

Durch unsere Zusammenarbeit mit Kommunen erfahren wir, wie wichtig das Thema tatsächlich in der Praxis ist und wie hoch entsprechend der Bedarf ist. Viele Kommunen sind mit uns in Beratungen, um sich im Bereich der lebensweltbezogenen Gesundheitsförderung und Prävention für die Zielgruppe zu engagieren und nachhaltige Strukturen zu schaffen. Ein konkretes Beispiel sind Gruppenangebote zur Stärkung der Resilienz der Kinder und Jugendlichen, aber auch Schulungsformate für (pädagogisches) Personal. Gemeinsam mit der Initiative auf Landesebene sind das gute Voraussetzungen, um die gesundheitliche Ausgangslage der Zielgruppe langfristig zu verbessern. 

Was wünschen Sie sich für die nächsten Jahre für ein gesundes Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen aus psychisch und/oder suchtbelasteten Familien in unserem Bundesland?

Passgenaue, niedrigschwellige und nachhaltige Präventions- und Hilfsangebote, ein Auffangsystem mit vernetztem Arbeiten, bereits bevor eine Versorgungssituation der Eltern bzw. des erkrankten Elternteils eintritt, denn ein großes Problem besteht darin, die Kinder und Jugendlichen zu erreichen, dessen Eltern sich (noch) nicht im kommunalen und/oder medizinischen Hilfesystem befinden. Das Ganze möglichst flächendeckend oder zumindest gut erreichbar. Und dass das Thema weniger schambehaftet ist. In Schulen erlebt man beispielsweise häufig Mobbing und Ausgrenzung in Bezug auf psychische und Suchterkrankungen. Aufklärungs- und Destigmatisierungsarbeit kann hier enorm helfen. 

Vielen Dank, liebe Frau Aust, dass Sie sich die Zeit genommen haben für das Interview!
(Das Interview mit Frau Aust haben wir am 4. August 2021 digital geführt.)

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